Jean Rondeau  | Cembalo

Konzert

Freitag,
8. April 2022
19.00

Minoriten Wels

Karten

Programm

Johann Sebastian Bach: “Goldberg-Variationen BWV 988”

Von Bachs erstem Biographen Johann Nikolaus Forkel (1749-1818) stammt folgende märchenhaft schöne Entstehungsgeschichte zu diesem Werk:

“Einst äusserte Graf Hermann Carl von Keyserlingk, russischer Gesandter in Dresden, gegen Bach, dass er gern einige Klavierstücke für seinen Goldberg (Theophilus Goldberg, sein junger Hauscembalist) haben möchte, die so sanften und munteren Charakters wären, dass er dadurch in seinen schlaflosen Nächten etwas aufgeheitert werden könnte. Bach glaubte diesen Wunsch am besten durch Variationen erfüllen zu können, die er bisher, der stets gleichen Grundharmonie wegen, für eine undankbare Arbeit gehalten hatte. Aber wie um diese Zeit alle seine Werke schon Kunstwerke waren, so wurden auch diese Variationen unter seiner Hand dazu.

Der Graf nannte sie nachher nur seine Variationen; er konnte sich nicht satt daran hören und lange Zeit hindurch hieß es nun, wenn schlaflose Nächte kamen: Lieber Goldberg, spiele mir doch eine von meinen Variationen. Bach ist vielleicht nie für eine seiner Kompositionen so belohnt worden, wie für diese. Der Graf machte ihm ein Geschenk mit einem goldenen Becher, welcher mit 100 Louisdor angefüllt war. Allein ihr Kunstwert ist dennoch, wenn das Geschenk auch tausendmal größer gewesen wäre, damit noch nicht bezahlt.”

Künstler

Jean Rondeau, 31, ist einer der natürlichsten Interpreten auf den Klassik-Bühnen der Welt. Affektiertheit und Zurschaustellung liegen ihm fern – und hat er sich einmal ans Instrument gesetzt, wird er eins mit dem Cembalo. Alles was dann folgt, ist pures Musizieren, Direktheit und sprudelndes Leben.  Rondeau ist ein Meister seines Instrumentes und besitzt eine spezielle Art von kommunikativer Fähigkeit, die man sonst nur bei älteren Musikern antrifft. Er verinnerlicht die Musik dermaßen, dass jegliche interpretative Ambivalenz oder Fehlkalkulation undenkbar scheint. Die Ernsthaftigkeit und Bescheidenheit seines Spiels sind der Schlüssel zu seinem höchst erfolgreichen Wirken. (Washington Post)

https://www.warnerclassics.com/de/artist/jean-rondeau
https://www.jean-rondeau.com/

Programm

Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840 – 1893)
Klaviertrio op.50 a-moll (43 min.)

Pezzo elegiaco: Moderato assai: Allegro giusto
Thema und Variationen

Tschaikowsky begann die Komposition seines einzigen Klaviertrios im Dezember 1881 und vollendete es am 9. Februar des folgenden Jahres. Die Anregung zur Komposition kam ihm nach dem Tod seines Freundes, des großen Virtuosen Nikolai Rubinstein. Ihm zu Ehren schrieb Tschaikowski einen besonders dankbaren Klavierpart von außerordentlicher Brillanz. Noch im Oktober 1880 hatte er den Wunsch seiner Mäzenin Nadezhda von Meck zum Schreiben eines Trios mit der Begründung abgelehnt, daß es für ihn „eine Qual bedeutet, einem Trio oder einer Sonate für Klavier und Streicher zuhören zu müssen“.
Das Trio hat einen ungewöhnlichen Aufbau: der Kopfsatz ist in Sonatenform angelegt, dessen Struktur durch eine unkonventionelle tonale Anordnung nicht immer deutlich wird. Die stilistische Vielfalt und die Wucht des Klavierparts schaffen jedoch einen duchgehend faszinierenden, an Überraschungen reichen Satz. Der 2. Satz ist das eigentliche Denkmal für Rubinstein. In Erinnerung an Rubinsteins Liebe zur Volksmusik und ein Ereignis im Jahre 1873, als mehrere Lehrer des Moskauer Konservatoriums einen Ausflug aufs Land unternahmen und auf eine Gruppe von Bauern trafen, die Rubinstein zum Singen und Tanzen aufforderte. Diese Szene wird im 2. Satz musikalisch eingefangen.
Das Thema wird vom Klavier vorgestellt und in der 1. Variation unverändert von der Violine aufgegriffen, während sich alle folgenden Variationen an bestimmten musikalischen Formen orientieren wie z.B. Scherzo, Walzer oder Mazurka. Die lange letzte Variation Nr. 11 beginnt mit einem neuen kraftvoll-marschartigen Thema, später kehrt dann das Hauptthema des Kopfsatzes in elegischer Verwandlung zurück und das Trio schließt in einer klagenden Stimmung.

Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975)
Klaviertrio Nr. 2 op. 67 e-moll (27 min.)

Andante – Moderato
Allegro con brio
Largo
Allegretto

Im Laufe des Zweiten Weltkrieges verlor Schostakowitsch viele Freunde. Kein Verlust traf ihn so hart wie der Tod des 44-jährigen universal gebildeten Musikkritikers Iwan Solletinski im Jahr 1944. Sein 2. Klaviertrio widmete er dem Andenken des Freundes.
Das Klaviertrio verleiht der Betroffenheit dieses Verlustes Ausdruck. Die beiden Satzpaare des Trios gelangen, wie es Sollertinski in Mahlers Musik erkannte, „aus der Sphäre des Lyrischen in die grausame Welt der sie umgebenden Wirklichkeit“. Dem subjektiven Lyrismus von Trauer und Klage sind der erste und der dritte Satz zugeordnet. Der zweite Satz, Allegro con brio, ein beißend ironischer Tanz in Fis-Dur, knüpft unverkennbar an Mahlers Scherzi an. Es ist ein Sinnbild für das unaufhörlich rotierende Weltgetriebe und seine aufgesetzte, fratzenhafte Fröhlichkeit. In scharfem Kontrast dazu das Largo, einer der großen Trauersätze Schostakowitschs aus den Jahren des Zweiten Weltkrieges. Das Finale symbolisiert mit seinem Spiel mit Zingarese-Melodien und Überraschungspausen à la Kodaly die banale Wirklichkeit, deren Gleichschritt sich allmählich bis zu hemmungsloser Raserei steigert. Schostakowitsch hat hier offenbar den Gegensatz zwischen dem von Sollertinski propagierten Individualismus und dem Kollektivzwang bolschewistischer Kultur auskomponiert und damit auf hintergründige Weise das Gedächtnis des Freundes „vor dem Vergessen bewahrt“. Der Schluß ist von einer hoffnungslos in sich kreisenden Bewegung geprägt.

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