Tschaikowsky begann die Komposition seines einzigen Klaviertrios im Dezember 1881 und vollendete es am 9. Februar des folgenden Jahres. Die Anregung zur Komposition kam ihm nach dem Tod seines Freundes, des großen Virtuosen Nikolai Rubinstein. Ihm zu Ehren schrieb Tschaikowski einen besonders dankbaren Klavierpart von außerordentlicher Brillanz. Noch im Oktober 1880 hatte er den Wunsch seiner Mäzenin Nadezhda von Meck zum Schreiben eines Trios mit der Begründung abgelehnt, daß es für ihn „eine Qual bedeutet, einem Trio oder einer Sonate für Klavier und Streicher zuhören zu müssen“.
Das Trio hat einen ungewöhnlichen Aufbau: der Kopfsatz ist in Sonatenform angelegt, dessen Struktur durch eine unkonventionelle tonale Anordnung nicht immer deutlich wird. Die stilistische Vielfalt und die Wucht des Klavierparts schaffen jedoch einen duchgehend faszinierenden, an Überraschungen reichen Satz. Der 2. Satz ist das eigentliche Denkmal für Rubinstein. In Erinnerung an Rubinsteins Liebe zur Volksmusik und ein Ereignis im Jahre 1873, als mehrere Lehrer des Moskauer Konservatoriums einen Ausflug aufs Land unternahmen und auf eine Gruppe von Bauern trafen, die Rubinstein zum Singen und Tanzen aufforderte. Diese Szene wird im 2. Satz musikalisch eingefangen.
Das Thema wird vom Klavier vorgestellt und in der 1. Variation unverändert von der Violine aufgegriffen, während sich alle folgenden Variationen an bestimmten musikalischen Formen orientieren wie z.B. Scherzo, Walzer oder Mazurka. Die lange letzte Variation Nr. 11 beginnt mit einem neuen kraftvoll-marschartigen Thema, später kehrt dann das Hauptthema des Kopfsatzes in elegischer Verwandlung zurück und das Trio schließt in einer klagenden Stimmung.
Im Laufe des Zweiten Weltkrieges verlor Schostakowitsch viele Freunde. Kein Verlust traf ihn so hart wie der Tod des 44-jährigen universal gebildeten Musikkritikers Iwan Solletinski im Jahr 1944. Sein 2. Klaviertrio widmete er dem Andenken des Freundes.
Das Klaviertrio verleiht der Betroffenheit dieses Verlustes Ausdruck. Die beiden Satzpaare des Trios gelangen, wie es Sollertinski in Mahlers Musik erkannte, „aus der Sphäre des Lyrischen in die grausame Welt der sie umgebenden Wirklichkeit“. Dem subjektiven Lyrismus von Trauer und Klage sind der erste und der dritte Satz zugeordnet. Der zweite Satz, Allegro con brio, ein beißend ironischer Tanz in Fis-Dur, knüpft unverkennbar an Mahlers Scherzi an. Es ist ein Sinnbild für das unaufhörlich rotierende Weltgetriebe und seine aufgesetzte, fratzenhafte Fröhlichkeit. In scharfem Kontrast dazu das Largo, einer der großen Trauersätze Schostakowitschs aus den Jahren des Zweiten Weltkrieges. Das Finale symbolisiert mit seinem Spiel mit Zingarese-Melodien und Überraschungspausen à la Kodaly die banale Wirklichkeit, deren Gleichschritt sich allmählich bis zu hemmungsloser Raserei steigert. Schostakowitsch hat hier offenbar den Gegensatz zwischen dem von Sollertinski propagierten Individualismus und dem Kollektivzwang bolschewistischer Kultur auskomponiert und damit auf hintergründige Weise das Gedächtnis des Freundes „vor dem Vergessen bewahrt“. Der Schluß ist von einer hoffnungslos in sich kreisenden Bewegung geprägt.